Wie Dr. Erich Pabst ein privates Regenwaldreservat am Amazonas für die Zukunft schützt
Im Zeitalter von Internet, e-mail und Handy ist der Amazonas gar nicht so weit. So schickt Erich Pabst seinen Freunden und Projektpartnern von Forest of Life in Deutschland alle zwei bis drei Tage einen Bericht über den Stand der Arbeit. Wenn rasche Entscheidungen erforderlich sind, wie Anfang Juli, als es um die ersten Pachtverträge ging und rechtliche Fragen, reisten die email-Nachrichten mehrmals täglich zwischen dem Projektberater RA Sven Thanheiser und dem Biologen Claus Schmidt, dem Vorsitzenden des Vereins hin und her. Unsere brasilianischen Partner wissen, daß wir professionell handeln und entscheiden - und sie wissen das zu schätzen, so Pabst, der Dezember seine Wohnung an der Kaulbachstraße zwischen Leopoldstraße und dem Englischen Garten aufgab und nach Manaus zog. Für den über Amazonien promovierten Geographen war das kein allzu großer Schritt. Seit 15 Jahren pendelt er zwischen Isar und Amazonas. Acht Jahre lang hat der Amazonas-Experte die Regenwald-Kampagne von Greenpeace Deutschland geleitet, immer wieder hat er im Auftrag der Entwicklungsdienste Projekte inspiziert, geplant, begutachtet und Dokumentarfilmer und Reporter zu den Brennpunkten geführt, wenn eine Indianer-Kultur, ein ökologisch wertvolles Waldstück oder ein Schutzgebiet bedroht waren. So lernte er den Besitzer des Floresta da Vida Zygmunt Sulistrowski (Bericht unten) und seine verzweifelte Situation kennen. Der Mann hat Unglaubliches geleistet. In einer Zeit, als ringsum schon alles besiedelt und abgeholzt war, hat er das paradiesische Stück mit den wertvollen alten Bäumen so gut erhalten, daß Sie heute auf einer Satellitenaufnahme die Grundstücksgrenzen erkennen können. Nun hat der Besitzer kein Geld mehr und die Kräfte gehen ihm aus. Er befürchtet, daß die Erben das Gebiet zur Abholzung freigeben und als Parzellen zur Erschließung verkaufen werden. Pabst entschloß sich zur Hilfe, mußte aber erkennen, daß weder Naturschutzorganisationen noch Regierungsstellen in der Lage waren, rasch und unbürokratisch zu helfen. So rief er 1998 mit seinen Münchner Freunden die Organisation Forest of Life e. V. ins Leben, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Gebiet in privater Initiative zu retten. Nach eifrigem Fundraising, Spendensammeln, ist im letzten Jahr immerhin so viel Geld zusammengekommen, daß es nun für den ersten wichtigen Schritt gereicht hat. Für das Herzstück des Geländes, Gebäude und Infrastruktur mit allem, was wir für unsere Arbeit brauchen, haben wir soeben einen Pachtvertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Dazu hat Dr. Pabst einen ersten Arbeitsplatz für einen einheimischen Ranger geschaffen, der Wilderer, Holzdiebe und Siedler aus dem Wald fernhält. Besonders letzteres ist heute ein Hauptproblem. Die Armut ist für die Natur schlimmer als Waldbrände, so Dr. Pabst. Arme und besitzlose Campesinos roden sich einfach ein Waldstück, stellen ihre Hütten drauf, legen Felder und Gärten an und treiben ihr Vieh in den Wald. Wenn sich rumspricht, daß niemand aufpaßt, kommt es schnell zu einer Invasion und der Wald sieht aus, wie die Gegend ringsum. Kein Platz mehr für Jaguare, Papageien und Affen, die im Forest of Life noch ihre Zuflucht finden. Erich Pabst und seine Mitstreiter haben ein Programm entwickelt, wie dieser paradiesische Zustand erhalten werden kann und zugleich die wirtschaftliche Entwicklung für die Anwohner fördert. Nämlich durch die vielbeschworene, aber selten realisierte nachhaltige Nutzung des Waldes. Der ist nämlich als Naturmonument in unmittelbarer Nähe der Metropole mehr Wert, als der reine Holzpreis. Schon jetzt besuchen jährlich 30000 Ökotouristen aus benachbarten Hotels das letzte Urwaldstück im weiten Umkreis. Tropenbiologen des Smithsonian Instituts in Washington zählten bei ihrer Bestandsaufnahme nicht weniger als 177 Vogelarten auf dem Grundstück - Auf einer Fläche von der Größe Münchens kaum weniger, als in ganz Deutschland leben.
Papageien sollen unsere Elefanten sein Und demnächst kommen neue Arten dazu. Große Ara-Papgeien und einige Amazonenarten sind seit Jahrzehnten verschwunden, weil so nahe bei der Stadt die Nester dieser auch hier als Hausgenossen geschätzten Vögel ausgenommen wurden. Für die bauen wir gerade Nistkästen, die wir an unzugänglichen und bewachten Gebieten in die Bäume hängen. Gerade die großen Aras als Höhlenbrüter nehmen solche Nisthilfen gern an, wie sich in ähnlichen Projekten in Peru und im brasilianischen Pantanal gezeigt hat. Eine begleitende Maßnahme zum Artenschutzprogramm auf dem Grundstück. In Zusammenarbeit mit dem INPA-Institut, dem Zentrum zur Erforschung des Amazonas, und der staatlichen Naturschutzorganisation IBAMA wildern wir hier beschlagnahmte Papageien aus.
Manaus: Die Amazonas-Metropole hat alles - bis auf Regenwald Die Oper, das Teatro Amazonas, gebaut im Stil der Grand Opera von Paris zeugt noch vom einstigen Reichtum von Manaus. Als zu Beginn des Jahrhunderts Motorfahrzeuge die Welt eroberten, brauchte man viel Gummi für die Reifen - und der konnte nur aus dem Saft des Kautschukbaums hergestellt werden, den es nur am Amazonas gab. Unermeßlich reiche Gummibarone rodeten den Urwald im Umkreis von mehr als 100 Meilen rings um die Stadt fast vollständig. Die Gummibarone statteten die Oper mit Marmor aus Italien, Lampen aus Murano, Möbeln aus Paris und Wien, Gußeisen-Geländern aus England und vergoldeten Dachpfannen aus dem Elsaß aus. Alles vom feinsten, besten und teuersten. Als erste südamerikanische Stadt war Manaus elektrifiziert. Bereits vor London gab es hier eine elektrische Straßenbeleuchtung, und früher als Brüssel hatte Manaus seine elektrische Straßenbahn. Für all das sorgten die Gummibarone, denen der Filmer Werner Herzog mit Fitzcarraldo ein Denkmal setzte. Der britische Lord Kirk, Direktor der Gesellschaft, die Manaus das elektrische Licht verschaffte, kaufte damals Foresta da Vida, nutzte und schützte den Wald, an dessen Ufer er eine prächtige Villa im Kolonialstil und eine kleine Kapelle baute als Jagd- und Erholungsgebiet. Heute gehört das Anwesen zusammen mit dem Wald dem Filmer Zygmunt Sulistrowski (unten). Der Gummiboom und der Reichtum von Manaus endete, als Engländer Samen des Kautschukbaums außer Landes schmuggelten (was bei Todesstrafe verboten war). Die Samen kultivierten sie in ihren Kolonien und beendeten die Monopolstellung Brasiliens. 1915 fiel der Weltmarktpreis für den Rohstoff - die Zeiten des Luxus, in denen die Gummibarone wilde Partys mit den teuersten Huren aus Europa feierten und in denen sie zur Belustigung ihren Pferden gelegentlich Champagner zu saufen gaben, waren endgültig vorbei. Mit einer zollfreien Zone versucht Brasilien seitdem, die Wirtschaft im Dschungel am Leben zu erhalten. Große Firmen, wie Mitsubishi, Honda, Sony haben heute am Rande der Zwei-Millionen-Stadt ihre Fertigung. Hochseeschiffe bringen diese Waren für den Weltmarkt vom Industriehafen und transportieren sie auf dem mächtigen Strom zweitausend Kilometer zum Atlantik. Trotz flauer Wirtschaft wächst die Bevölkerung von Manaus weiter - die Stadt weitet sich immer mehr aus. Satellitenaufnahmen zeigen, daß die Siedlungen und Straßen immer mehr vom einstigen Wald im Umkreis nehmen. Für die Tierwelt bleiben oft nur noch Waldinseln übrig - so ist ein kleines Äffchen, der Zweifarb-Tamarin z. B. nur noch in einem Park der Stadt zu finden. Weltweit das einzige Vorkommen eines Tieres, das seltener ist, als der Große Panda! Ein unspektakuläres Artensterben, das aber schlimmer wütet, als alle Waldbrände, die wir immer in den Nachrichten sehen.
Der alte Mann und sein bedrohter Wald Im Frühjahr feiert Zygmunt Sulistrowski seinen 79. Geburtstag. Der Senior erfreut sich guter Gesundheit. Doch: Wer weiß, wie lange ich noch für mein Lebenswerk kämpfen kann? Vielleicht überfährt mich morgen ein Auto oder ich muß ins Krankenhaus. Als der Dokumentarfilmer 1954 die ersten Filme über das Leben und die Natur des Amazonas drehte, galt der Tropenwald in der entwickelten Welt noch als Grüne Hölle. Der gebürtige Pole verliebte sich in die Region und schuf Filme, die einmal sogar die Goldene Palme von Cannes gewannen. Vom Verdienst machte er 1974 seinen Traum wahr , kaufte eine koloniale Villa im Dschungel zusammen mit 100 km² Urwald. Seitdem schützt Zygmunt Sulistrowski den Wald, der in der Region als Floresta da Vida - Wald des Lebens bekannt ist. Vor zwei Jahren boten ihm Holzfirmen zwei Millionen US-Dollar nur für die Rechte, das Gebiet abholzen zu dürfen. Das Grundstück hätte ich behalten können. Aber ohne die großen alten Bäume und all die Tiere wäre es doch nicht mehr der Wald gewesen, für den ich nun schon seit 30 Jahren kämpfe.
Erfolgreich hat ein Mann Siedler, Holzfäller und Wilderer draußen gehalten. Immer wieder kamen Tierfilmer und Forscher, um die Lebensfülle am Zusammenfluß der großen Ströme Rio Negro und Rio Solimoes zu dokumentieren. Auch die Großen der Welt, Helmut Kohl, Bundespräsident Roman Herzog, Al Gore waren während des Rio-Umweltgipfels 1992 in Floresta da Vida, um sich ein Bild vom Regenwald zu machen. Doch geholfen hat das dem Wald wenig, trotz vieler Zusagen. Meine Hoffnung ist nun, daß es Dr. Pabst gelingt, den Wald fürs nächste Jahrtausend zu retten.
Wald-Paten gesucht So können Sie Dr. Pabst helfen Manchmal träumt Zygmunt Sulistrowski davon, daß sich ein reicher Mäzen oder Sponsor findet, der die ganzen 100 km² Regenwald durch Kauf rettet und für den Naturschutz zur Verfügung stellt. Doch das wäre ein Lottogewinn. Realistischer ist der Plan von Forest of Life, das Gebiet vorläufig für die Dauer von 25 Jahren zu pachten. Dr. Pabst ist zuversichtlich, daß bis dahin die Menschheit klüger geworden ist und nicht mehr so verschwenderisch mit der Grünen Lunge unseres Planeten umgeht. So werden Paten für die Pacht der sieben Waldparzellen gesucht und Paten für überschaubare, realistische Einzelprojekte, wie das eben angelaufene Artenschutz-Programm für Großpapageien. Wer mehr über das Projekt erfahren will, dem schickt Forest of Life gegen einen frankierten Rückumschlag eine Informationsbroschüre zu. Informationen und Aktuelles zum Projekt finden Sie im Internet unter www.fol.i3c.com. Wer mit Dr. Pabst Kontakt aufnehmen oder ihn grüßen will, kann ihm unter eije@usa.net eine email zukommen lassen. Über Post aus der Heimat freut er sich der Kämpfer für den Regenwald besonders. Spenden auf das Forest of Life-Konto Nr. 05826 032 00 bei der Dresdner Bank München, BLZ 700 800 00 sind steuerlich abzugsfähig. |